Finanzielle Belastungen- Armut
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Arbeitslose und ihre Angehörigen gehören zu den Gruppen, die am stärksten von Armut betroffen sind.
Mit dem Arbeitsplatzverlust fällt oft die finanzielle Existenzgrundlage weg. Wer in dieser Gesellschaft
kein Vermögen besitzt, ist auf den Verkauf der Arbeitskraft angewiesen. Dem steht entgegen,
daß es nicht ausreichend Arbeitsplätze gibt. So ist der Erwerbslose wiederum auf staatliche
Unterstützung angewiesen. Es entsteht ein neues Abhängigkeitsverhältnis. Da die
Erwerbslosenunterstützung oft knapp bemessen ist und mit längerer Dauer der Erwerbslosigkeit abnimmt,
stellt sich Erwerbslosigkeit als Geldproblem dar. Das durchschittliche Arbeitslosengeld betrug in
der Bundesrepublik 1988 lediglich 46% und der Arbeitslosenhilfe 37% des durchschnittliche
Nettoverdienstes eines Beschäftigten. Erwerbslosigkeit ist die häufigste Ursache für Armut.
Das Konsumiveau wird abgesenkt, persönliche Ausgaben werden eingeschränkt, viele Erwerbslose
geraten mit Zahlungsverpflichtungen in Verzug, die Verschuldung nimmt zu. Gezwungener
Wohnungswechsel bis hin zu mangelhafter Ernährung sind Folgen der finanziellen Einbußen,
obwohl man betonen muß, daß immer mehr Erwerbstätige prekär beschäftigt sind und auch mit
geringen Löhnen auskommen müssen. Armut trotz Arbeit wird zur Normaliät. Ob mit oder ohne Arbeit,
für einen zunehmenden Bevölkerungsteil bedeutet das ein Leben in Armut. Das größte Armutsrisiko
tragen allerdings Dauerarbeitslose aufgrund der Arbeitslosigkeitsrutsche. Mit zunehmender Dauer
der Erwerbslosigkeit werden die Leistungen abgesenkt, womit die Erwerbslosen abgestraft werden,
häufig wird Faulheit unterstellt.
Laut Armutsbericht der Bundesregierung bezogen Ende 1998 2,88 Millionen Menschen Sozialhilfe,
davon 1,1 Millionen Kinder. 28,1 % der alleinerziehenden Frauen erhielt Sozialhilfe.
40,2% der Sozialhilfebezieher im Alter von 15-64 Jahren waren erwerbslos. Von Armut betroffen
sind im alten Bundesgebiet Arbeitslosenhaushalte, bei denen beide Haushaltsvorstände arbeitslos
sind. Sehr hoch ist die Armutsquote auch bei Haushalten mit einem Arbeitslosen und einem prekär
Beschäftigten. Im alten Bundesgebiet tragen vor allem arbeitslose Paarhaushalte mit
minderjährigen Kindern ein überdurchschnittliches Armutsrisiko,während in den neuen Bundesländern
die Armut in Einelternhaushalten und Singlehaushalten besonders hoch ist. Die Studie der
Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des DPWV bestätigt die These, daß Armut in der Bundesrepublik
vor allem eine Armut von Familienhaushalten ist. Mehrere Kinder zu versorgen, wird zu einem
Einkommensproblem, weil der Einkommensbedarf steigt, aber wegen der Kindererziehung eine
Vollzeittätigkeit beider Elternteile nur schwer möglich ist. Erwerbstätigkeit und
Kindererziehung miteinander zu vereinbaren, ist für Alleinerziehendebesonders schwierig.
14% aller Kinder, 30% aller Alleierziehende-Haushalte und rund 20% aller Familien mit drei
und mehr Kindern gelten als arm. Einkommensarm sind nach dem Bericht Bürger,deren Einkommen
weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens der Bevölkerung betrug.
Pro Person waren dies in den alten Bundesländern 1038 Mark monatlich, in den neuen
Bundesländern 855 Mark.
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