Individualisierung
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Die gesellschaftlichen Belastungen durch die Arbeitslosigkeit werden an die betroffenen Individuen
weitergegeben. Nicht nur die Erwerbslosigkeit wird individualisiert, sondern die gesamte Gesellschaft
unterliegt diesem Individualisierungsschub. Die Individualisierung der Arbeitist eine Folge der
Flexibilisierung der Arbeit. Aus der Normalbiographiewird eine Wahl-oder Bastelbiographie, und damit
eine Risikobiographie.Die Arbeit wird zeitlich und vertraglich "zerhackt", der Konsum wird
individualisiert. Es entstehen individualisierte Produkte und Märkte.Individualisierung ist eine Form
der Modernisierung. Die Möglichkeitenwerden für viele größer, aber auch die Risiken. Die Kehrseite der
Möglichkeiten ist die Unsicherheit. Die Erwerbsverläufe werden dis-kontinuierlicher. Soziologen wie
Ulrich Beck sprechen von einerPluralisierung der Lebensstile. Den Individuen wird die Verantwortung
für ihren Lebenslauf zugeschoben. Eigenverantwortung nennt sich dasheute. Dazu paßt auch die
Selbstverschuldungs-these in Bezug auf Erwerbslose. Vielfach wird in der heutigen Gesellschaft davon
ausgegangen, daß Erwerbslose an ihrer Lage selbst Schuld seien. Die Verantwortung für die
Erwerbslosigkeit wird den Betroffenen angelastet, Politik und Wirtschaft werden damit entlastet.
Arbeitslosigkeit ist auch Folge der Arbeitsmarktpolitik, die Vernichtung von Arbeitsplätzen sind immer
unternehmerische Entscheidungen. Zudem ist die Akzeptanz der Schuldzuweisung an die Betroffenen in
breiten Schichten der Arbeitnehmerschaft anzutreffen. "Wer arbeiten will, der findet auch eine
Arbeit" ist ein weitverbreitetes Vorurteil. Oftmals ist das ein psychischer Selbstschutz der vom
Arbeitsplatzverlust bedrohten Arbeiter, Ergebnis ihrer eigenen Angst. Es ist aber auch eine Folge
der Stigmatisierung der Erwerbslosen.
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