Was ist nun die Kritik des Kapitals an den Arbeitslosen?
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1. Die Ware Arbeitskraft ist nicht rentabel genug
2. Die Ware Arbeitskraft passt sich nicht an den technischen Fortschritt an
3. Die Ware Arbeitskraft hat ein zu hohes Besitzstandsdenken und eine hohe Anspruchsmentalität
Zu1)
- Da ist einmal das Alter. Das Alter ist entscheidender als die Qualifikation. Ab 45 gilt man beim
Arbeitsamt als schwer vermittelbar. Ältere würden mehr kosten, durch einen höheren Krankenstand,
längeren Urlaub, höhere Löhne, höheren Kündigungsschutz und geringere Belastbarkeit. Auch die
Investition in Weiterbildung lohnt sich nicht mehr. Roth schreibt, daß es in rund 60% der Betriebe
niemanden mehr über 50 gibt. Die gleichen Unternehmer, die die Älteren aufs Abstellgleis stellen,
regen sich über die hohen Lohnnebenkosten auf. Aber auch Junge haben ein Problem, die
Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Auch die Jugendlichen kosten dem Kapital zuviel. Hinderlich seien
die Ausbildungskosten und die eingeschränkte Nutzung der Arbeitskraft, der Jugendarbeitsschutz,
Militär-und Zivildienst, mangelnde Berufserfahrung. Junge Frauen sind potentielle Mütter. Nur noch
jeder 4. Betrieb bildet heute noch aus. Die Ausbildungskosten werden auf den Staat und die
Arbeitsämter verlagert. - Auch Frauen kosten den Arbeitgebern zuviel, die Kinder verteuern ihre Ware
Arbeitskraft. (Schwangerschaft, Erziehungszeiten, "im besten Alter fruchtbar", Handikap Kind,
geringere Lebensarbeitszeit etc.) "Auch wenn die Gesellschaft die Frauen bei der Kindererziehung
entlastet, fühlt sich das Kapital dennoch durch ihre Fähigkeit, Kinder zu bekommen, massiv
gestört...Was Frauen durch Kinder als Menschen gewinnen, verlieren sie als Ware Arbeitskraft."
- Eine weitere Problemgruppe sind Schwerbehinderte.
- Entscheidend ist die Verwertbarkeit der Ware Arbeitskraft, Minderleister werden aussortiert. Dem
Käufer dieser Ware muß die Arbeitskraft Profit bringen. Kranken droht die Entlassung. "Die
überwiegende Mehrheit der LohnarbeiterInnen stellt für das Kapital ein Risiko dar...Das Kapital ist
nur an etwa 15 bis 20 Jahren der Lebenszeit von Menschen besonders interessiert." Am besten man
überspringt Kinderheit und Jugend und ist mit 25 voll ausgebildet, mit langer Berufserfahrung, mit
45 sinkt dann das Interesse an der Arbeitskraft. Frauen sind natürlich gerade zwischen 25 und 40
"gefährlich".
Zu2)
- Hier seien die Geringqualifizierten eine Problemgruppe. Aufgrund des
technischen Fortschritts brechen einfache Tätigkeiten weg. Ungelernte seien nicht rentabel genug.
Aber auch Qualifikation schützt nicht vor Arbeitslosigkeit. Die Verwertbarkeit der Arbeitskraft ist
wichtiger als die Qualifikation. Lieber keine Frauen, Älteren und Behinderten. Eine höhere
Qualifikation ist Ausdruck höherer Produktivität, die zur Freisetzung von Arbeitskräften führt.
Qualifikation fördert insgesamt die Arbeitslosigkeit, individuell kann sie dazu beitragen, die
eigene Arbeitslosigkeit zu vermeiden. - Hier macht er einen Rekurs zum Thema "Sind die Ausländer
schuld an der Arbeitslosigkeit?" und benennt natürlich Gegenargumente. Deutsche Arbeitskräfte werden
nicht durch Ausländer verdrämgt, sondern durch das Kapital.
Zu3)
- Die Löhne seien zu hoch. So die
Argumentation des Kapitals. Wenn LohnarbeiterInnen auf Lohn verzichten, schafft das angeblich
Arbeitsplätze. Kinder, hohe Miet-und Lebenshaltungskosten der ArbeitnehmerInnen sind dem Kapital
völlig egal, auch die steigenden Bedürfnisse, die sie wecken. Roth hält dem entgegen, daß nicht
Lohnsteigerungen sondern das Streben nach Gewinn die letzte Ursache der Arbeitslosigkeit sind.
Menschen werden immer dann arbeitslos, wenn sie den Verwertungsprozeß stören. Sinkende Löhne sind
Folge der Arbeitslosigkeit nicht Mittel zu ihrer Bekämpfung. Die Arbeitslosigkeit steigt, wenn der
Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen, der Anteil der Löhne am Umsatz und die
Lohnstückkosten sinken. Jene die nicht Werte schöpfen, sondern abschöpfen, die sich die Ergebnisse
fremder Arbeit aneignen, stellen sich selbst als die Produktivsten dar. "Je mehr er kassiert,
desto mehr leistet er...Je höher das Gehalt, desto produktiver ist also angeblich die Arbeitskraft."
Der Gesamtarbeiter dagegen produziert mehr Werte, als er über Löhne zurückbekommt Mehrwert... Und
das Kapital tut so, als sei, was die Profite erhöht, auch gut für die Arbeitslosen. Aber auch
viele Arbeitslose glauben an das Allheilmittel, sie sehen darin einen Konkurrenzvorteil.
- Die Sozialhilfe sei zu hoch. Sie ist den Arbeitgebern ein Dorn im Auge, denn sie steht den
Lohnsenkungen im Wege. Sozialhilfe wirkt quasi wie ein Mindestlohn. SozialhilfebezieherInnen
werden zu Schmarotzern erklärt, Reiche, die keine Leistung erbringen, sind dagegen kein Problem.
Beschäftigte werden gegen Arbeitslose gehetzt, an einer Spaltung der LohnarbeiterInnen hat das
Kapital großes Interesse. - Hier macht Roth einen Rekurs zum Jobwunder USA. Millionen Arbeitslose
seien dort nicht als solche anerkannt. Sie müssen arbeiten, um überhaupt zu überleben. 26
Millionen US-Amerikaner leben von der Hungerhilfe. Arbeiten und ernähren sich von
Lebensmittelspenden. Mit der Sozialhilfereform drängten 5,5 Millionen Alleinerziehende auf den
Arbeitsmarkt, das drückte nochmal die Löhne.
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