3.Teil: Die Lösungswege des Kapitals scheitern
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1) Arbeitszeit: Statt Arbeitszeitverkürzung fordert das Kapital eine Verlängerung der Arbeitszeit,
eine Flexibilisierung, Arbeitszeitkonten, Überstunden , eine Verlängerung der Maschinenlaufzeiten,
Gruppenarbeit, Ausdehnung der Schichtarbeit. "Der hektische Puls der Kapitalverwertung erzeugt den
wachsenden Stress, unter dem Millionen LohnarbeiterInnen leiden..Alle Methoden, die
Umschlaggeschwindigkeit des Kapitals zu erhöhen, führen auch zu einer Erhöhung der
"Umschlaggeschwindigkeit" der Arbeitskräfte." Immer mehr Menschen können diesen Streß nicht aushalten
und werden als Minderleister aussortiert. Das Kapital hat kein Interesse an Arbeitskräften, die nicht
genügend Profit bringen. Die Leiharbeit nimmt zu, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften sinkt.
"Ex und Hopp. Die Existenzunsicherheit der LohnarbeiterInnen soll zunehmen, damit die Sicherheit des
Kapitals wächst, sich zu verwerten."Auch die Teilzeit von Frauen hat zugenommen, das ist
Arbeitszeitverlängerung der Familie, früher reichte oftmals die Arbeitszeit des Mannes. "Der Kampf
für Arbeitszeitverkürzung ist die wichtigste Antwort der LohnarbeiterInnen auf die Versuche des
Kapitals, das Letzte aus ihnen herauszuholen und möglichst viele LohnarbeiterInnen überflüssig zu
machen... Eine Verteilung der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit auf alle Schultern wäre
letztlich nur möglich, wenn weder Produktionsmittel noch Arbeitskräfte Kapital repräsentieren
würden...Das Kapitalverhältnis selbst bzw. das Lohnarbeitsverhältnis selbst ist Bedingung der
Arbeitslosigkeit...Solange das Kapitalverhältnis existiert, wird der Kampf für allgemeine
Arbeitszeitverkürzung "nur" dazu dienen können, die Folgen der Arbeitslosigkeit für die
LohnarbeiterInnen abzumildern, nicht aber die Arbeitslosigkeit zu beseitigen."
2) Löhne: "Die Lohnhöhe wird von den Vertretern des Kapitals als entscheidende Ursache der
Arbeitslosigkeit betrachtet." Sie fordern eine Senkung der Lohnkosten. Im Bündnis für Arbeit
wurde so getan, als schaffe Lohnverzicht Arbeitsplätze. Die Bilanz ist dagegen vernichtend. Das
Kapital versucht, den Preis der Ware Arbeitskraft zu senken und der DGB macht mit. Das spaltet
die Beschäftigten und Arbeitslosen. Es gibt kein gemeinsames Interesse mit dem Kapital. Die
Löhne sollen vor allem mit Hilfe von Lohnsubventionen gesenkt werden. (Kombilohn, Negative
Einkommenssteuer, Bürgergeld, Lohnzuschüsse für "Risikogruppen") "Das Kapital erzeugt mit dem
Fall der Löhne zugleich den Bedarf an Lohnzuschüssen." Es wird vor allem die Senkung der
Sozialhilfe gefordert, die quasi als Mindestlohn fungiert. "Arbeit statt Sozialhilfe heißt
letztlich: Lohn plus Sozialhilfe...Es ist Sozialhilfe für das Kapital...Die Sozialhilfe wird
"kapitalisiert"."Rainer Roth fordert einen Mindestlohn statt Kombilohn. Der Mindestlohn muß
hoch sein, weil die Lebenshaltungskosten hoch sind. Die Arbeitgeber fordern auch die Senkung
der Lohnnebenkosten. Es wird so getan, als sei das im Interesse der Beschäftigten. Was ist
aber, wenn sie krank, alt und arbeitslos werden? Letztlich werden Kranken-, Renten- und
Arbeitslosenversicherung privatisiert, was im Interesse der Finanzkonzerne ist. "Das Kapital
selbst ist die Hauptursache der Krise der Sozialversicherungen. Es bürdet ihnen im Interesse
seiner Profite immer mehr Ausgaben auf und entzieht ihnen gleichzeitig die Einnahmen." Roth
bezweifelt auch, daß Dienstleistungen der Jobmotor sind. Sowohl im Handel als auch Gastgewerbe
gibt es Probleme. Je reicher die Reichen sind, desto mehr Dienstbotenjobs können geschaffen
werden. Roth sarkastisch: "Die Arbeitslosen haben nicht nur ein Interesse an ihren eigenen
Hungerlöhnen, sondern auch am Reichtum der herrschenden Klasse."
3) Staat: Was vom Kapital immer wieder gefordert wird, sind Steuersenkungen. Gleichzeitig
wurde die Vermögenssteuer abgeschafft. Trotz Steuerreform 2000 stieg die Arbeitslosigkeit und
die Investitionen sanken. Gewinnsteuersenkungen führen nicht im geringsten zur Verringerung
der Arbeitslosigkeit. Roth fordert eine andere Steuerreform, z.B. die Einführung der
Vermögenssteuer und eine volle Umsatzsteuer auf den Verkauf auf Aktien. Auch die hohe
Staatsverschuldung sei Ergebnis der Kapitalverwertung. Roth fordert eine Reduzierung der
Schuldenlast. Die Kredite an den Staat waren überschüssiges Kapital. Nicht die
LohnarbeiterInnen sollen für die Schulden aufkommen. Auch die geforderte Senkung der
Staatsquote dient nur dazu, sich zusätzliches Kapital zu beschaffen. Das hat nichts mit
einem Kampf gegen Arbeitslosigkeit zu tun. Steuersenkungen verlangen Ausgabenkürzungen, so
das Motto des Kapitals. Das führt zur Kürzungspolitik der Kommunen, wovon wiederum die
Beschäftigten und Arbeitslosen betroffen sind. Die Steuersenkungen stehen der Instandhaltung,
niedrigen Gebühren oder Gebührenfreiheit, Bürgernähe, Sozialleistungen entgegen. Roth
fordert die Stärkung öffentlicher Investitionen, auch die öffentliche Beschäftigung muß
ausgebaut werden. Der 2. Arbeitsmarkt wird immer weniger gefördert, es geht um Verwertung
auf dem 1. Privaten Arbeitsmarkt. Zuerst will das Kapital die Arbeitskräfte nutzen, wen es
nicht braucht, darf zu den Zweitverwertern Kommunen etc. Oftmals wird die Hoffnung auf den
Dritten Sektor gesetzt. Roth beschreibt aber, wie abhängig dieser Sektor von der
Kapitalverwertung ist, von Mitteln des Staates und der Arbeitslosen-und Krankenversicherung.
Der Dritte Sektor kann die Probleme deshalb nicht lösen, trotzdem müssen die
gesellschaftlich nützlichen Tätigkeiten erhalten bleiben. Bezüglich der Steuern fordert
Roth, das Existenzminimum von Steuern zu befreien.
4) Privateigentum: Hier steht oftmals die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt,
die aber letztlich Krisen vorbereitet. LohnarbeiterInnen sind die Verlierer, denn sie
werden im Konkurrenzkampf überflüssig. Bildung wird als Wettbewerbsfaktor angesehen,
Chancengleichheit ist aber nicht gewollt. Oftmals werden auch mehr Selbständige gefordert,
um die Arbeitslosigkeit zu verringern. Obwohl aber die Selbständigenquote stieg, stieg
auch die Arbeitslosigkeit. Viele Lohnarbeiter wurden durch Arbeitslose verdrängt. Auch
die Zentralisation des Kapitals fördert die Arbeitslosigkeit. Durch die Fusionen werden
immer mehr Beschäftigte überflüssig. Und das Kapital entdeckt die LohnarbeiterInnen
selbst. Sie sollen zu Mit-UnternehmerInnen werden. Oftmals werden sie auch am
Aktienkapital beteiligt, damit sie von den Interessen des Kapitals ausgehen. Sie sind
Eigentümer, die nichts zu sagen haben. Die Beschäftigten sind an der Steigerung der
Produktivität interessiert, die sich letztlich gegen sie richtet. Die Arbeitslosen, die
Politik und das Kapital wollen, aber können in diesem System nichts gegen die
Arbeitslosigkeit tun. Es müssen andere Verhältnisse geschaffen werden.
Kritik zum Buch: Das Buch ist sehr informativ, zum Teil wird man von den Informationen
erschlagen. Das Buch hat 600 Seiten, ich habe das Ganze auf 5 Seiten zusammengefaßt,
viel Hintergrundinfos fehlen also. Nur der 1. Teil widmet sich ausschließlich dem Thema
Arbeitslosigkeit, ansonsten setzt sich Roth intensiv mit dem Kapital auseinander. Er
wiederholt ständig, das Kapital hat schuld, Menschen sind Nebensache. Das wirkt
manchmal platt und paßt eher in die 70 er Jahre. Er hat ja immer recht, aber das weiß
man schon. M.E. hat er ein Aufklärungsbuch geschrieben für jene, die dem Mainstream
nicht so recht standhalten und dafür liefert er gute Argumentationshilfen. Was dünn
bei ihm daherkommt, sind Alternativen. Er favorisiert Arbeitszeitverkürzung und
Mindestlohn und zum Schluß fordert er andere Verhältnisse, aber wie die aussehen
sollen, das sagt er nicht...
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